Kennst Du den, den inneren Schweinehund? Er hält Dich regelmäßig vom Üben ab.
Flüstert Dir zu, dass Du jetzt UNBEDINGT Fenster putzen musst und Dich AUF GAR KEINEN FALL ans Instrument setzen solltest.
Oder noch besser:
Schau Dir zur Motivation die neueste Folge Deiner Lieblingsserie an. Dann startest Du mit Deinen Übungen voll durch. Das meint der Schweinehund.
Ist natürlich Müll.
Also, wie kannst Du den nervigen Kollegen als Musiker*in austricksen?
Als Frau mit Liebe zur Effizienz habe ich zwei praxiserprobte Tipps für Dich.
Mehr braucht es auch gar nicht. Ich sag ja: Effizienz.
Schauen wir uns die an, auf geht’s! :-)
Tipp 1: Mach Dir das Üben lächerlich einfach
Weißt Du, was Dich überdurchschnittlich oft vom Üben abhält? Ein riesiger Berg an To-dos auf Deiner Liste.
Du möchtest den Rhythmus lernen, Dir die Technik draufschaffen und am besten den nächsten Hit in den Charts platzieren. Am besten noch vor dem Morgenkaffee.
Klingt nach einer fast schon übermenschlichen Anstrengung?
Meint auch Dein innerer Schweinehund. Das macht es ihm leicht, Dich zum Prokrastinieren zu überzeugen. Und ja, irgendwo hat er auch recht.
Denn wir Menschen wollen manchmal einfach zu viel auf einmal. Auch beim Musizieren.
Sag stopp und mach Dir das Üben daher lächerlich einfach. Was meine ich damit genau?
Tricks Dich selbst und damit den nervigen Kollegen aus, indem Du mit einem Bisschen startest. Nicht mit mehr, aber auch nicht mit weniger.
Ein Beispiel:
Du nimmst Dir NICHT vor, heute fünf Stunden zu üben. Dein Ziel sind fünf Minuten. Was passiert?
Fünf Minuten konzentriertes Üben gehen immer. Das weiß auch Dein Schweinehund.
Und nein: Fünf Minuten sind fünf Minuten. Die lohnen sich in jedem Fall!
Übst Du 365 Tage im Jahr für exakt diese Zeit, kommst Du am Ende bei einer Übezeit von 1.825 Minuten heraus. Das sind 30,417 Stunden. Mehr als ein Tag NUR üben.
Sind fünf Minuten also nichts? Offensichtlich nicht.
Und was, wenn Du nicht einmal fünf Minuten üben kannst? Dann überlege, wie Du das ab jetzt änderst. Etwa so:
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Du hast kein Schlagzeug zu Hause und müsstest zum Üben erst in den 30 Minuten entfernten Proberaum fahren? Kaufe Dir ein Übungspad. Darauf kannst Du im Worst Case auch auf der Toilette üben.
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Noch besitzt Du keine Cajon zum Üben? Nutze Deinen Körper. Bodypercussion ist das Stichwort. Du kannst die tiefen Töne als Bass stampfen und die Slaps klatschen. Tips produzierst Du kurzerhand als Fingerschnippen. Das macht auch zur Fernsehwerbung unglaublich viel Spaß. Probiere es gerne aus.
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Vielleicht sind Deine Übungen zu schwer, um sie in eine Übezeit von 5 Minuten zu pressen? Dann brich sie in kleine Teilübungen auf. Niemand sagt, dass Du heute die Übung meistern musst – oder dann halt nie.
Wie gesagt: Mach Dir das Üben so leicht wie möglich. Es darf einfach sein.
Das wird Deinem Schweinehund nicht schmecken. Das übrigens auch nicht:
Wenn Du erst einmal fünf Minuten am Üben bist, bleibst Du oft über diese Zeit hinaus dabei.
Dir macht es Spaß und so wird aus einer Handvoll Übezeit völlig unerwartet VIEL mehr.
Tipp 2: Überwinde Deinen inneren Schweinehund mit guten Gewohnheiten und Ignoranz
Ok, Dir das Üben wirklich einfach zu machen ist ein echt guter Tipp.
Der zweite Hack hilft Dir, wenn Dein innerer Schweinehund schon hartnäckiger ist.
Er setzt sich aus dem Duo
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guten Gewohnheiten und
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Ignoranz durch Verpflichtung
zusammen. Wie wendest Du die beiden Power-Pakete an?
- Gute Gewohnheiten: Bei diesen hilfreichen Routinen handelt es sich um Abläufe, die Dir Dein Leben leichter machen. Als Beispiele dafür fallen mir das Aufwärmen vorm Sport oder vorm Trommeln ein. Auch Deinen täglichen Arbeitsweg meisterst Du routiniert.
Was gute Gewohnheiten gegen Deinen inneren Schweinehund ausrichten können? Sie entlasten Dein Gehirn.
Es muss also nicht mehr nachdenken, ob jetzt üben oder Fensterputzen die bessere Option für Dich ist. Du übst, weil Du zum Beispiel immer zur gleichen Zeit übst. Das ist Gold wert.
Zum Thema Routinen habe ich übrigens schon einen eigenen Ratgeber geschrieben. Du findest ihn hier.
- Ignoranz durch Verpflichtung: Lässt sich der innere Kritiker ignorieren? Meiner Meinung nach, ja. Jedoch nicht leicht. Und schon gar nicht ohne guten Grund. Wir brauchen also ein unschlagbares Argument, um uns durchzusetzen. Was das sein kann?
Ignoranz durch Verpflichtung.
Bitte?
Bei mir ist die Verpflichtung zum Beispiel die regelmäßige Veröffentlichung von Videos auf meinen beiden YouTube-Kanälen. Meldet sich da mein innerer Schweinehund nicht manchmal, um meine Uploads zu sabotieren?
Oh ja, darauf kannst Du wetten.
Jedoch ignoriere ich ihn, da ich mich zum regelmäßigen Hochladen verpflichtet habe. Mir selbst gegenüber.
Treten keine Krankheitsfälle oder sonstige verständlichen Gründe für einen Video-Ausfall ein, kannst Du freitags und sonntags einen neuen Upload von mir erwarten.
Das bedeutet: Auch einmal keine Lust auf etwas zu haben, das ist menschlich.
Möchtest Du etwas dennoch durchziehen, brauchst Du einen besseren Grund als Deine Unlust. Das ist die Verpflichtung Dir selbst oder anderen Menschen gegenüber.
Verpflichtung erleichtert Dir Dein musikalisches Leben
Klingt Verpflichtung nicht so negativ? Schwer? Es kommt darauf an. Manche Leute scheuen auch die Verantwortung wie ich als Vegetarierin die örtliche Metzgerei.
Die Sache ist die: Ja, Verpflichtung kann nerven. Ohne sie wäre vieles manchmal leichter.
Aber: Wenn Du etwas wirklich möchtest, dann musst Du hin und wieder einfach in den sauren Apfel beißen. Oder?
Würde ich diesen Artikel gerade nicht schreiben, hätte ich in einer Stunde vielleicht auch glasklare Fenster. Ist mir aber nicht so wichtig – das Schreiben zählt jetzt.
Daher kann ich meinen inneren Schweinehund wunderbar ignorieren. Mein Argument in diesem Fall das Schreiben.
Das ist der bessere Grund, etwas bewusst zu machen und dafür auf die auf den ersten Blick leichtere Option zu verzichten.
Was ist mit Dir?
Was ist Dir wichtiger als das Geblubber, das Dein innerer Schweinehund von sich gibt? Hast Du es gefunden, kannst Du ihn überraschend leicht ignorieren.
Verpflichte Dich also dazu,
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jeden Werktag mindestens fünf Minuten zu üben,
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endlich das mit dem Unterricht durchzuziehen
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oder Dich regelmäßig beim Üben aufzunehmen.
Die Verpflichtung muss übrigens nicht unbedingt Dir gegenüber sein. Manche Menschen kommen eher ins Handeln, wenn äußere Umstände sie unterstützen.
Das ist auch einer der Gründe, der für regelmäßigen Musikunterricht spricht.
Und wenn der Schweinehund immer noch das Sagen hat?
Du hast gute Gewohnheiten etabliert und es auch schon mit Ignoranz probiert.
Trotzdem ist das Gejaule Deines inneren Schweinehunds noch unüberhörbar?
Das kann passieren. Verstehe ich übrigens gut.
Manchmal scheint es so, als hätte er den lautesten Lautsprecher für sich gepachtet.
An dieser Stelle kann ich Dir Folgendes empfehlen:
Finde heraus, warum der Schweinehund derzeit alles übertönen kann.
- Vielleicht liegt es daran, dass Dir Dein Musikinstrument nicht mehr so viel Spaß macht. Entsprechend hast Du auch keine große Lust aufs Üben. Was kannst Du daran ändern?
- Möglich ist ebenfalls eine temporäre Überlastung durch Alltagsstress oder andere Sorgen. Klar, wenn Dein Schädel brummt, bist Du einfach nicht so in Stimmung fürs Musizieren. Gibt es Möglichkeiten, Dir Deinen Alltag einfacher zu machen?
- Eventuell haben sich Deine Prioritäten unbemerkt verschoben. Kann auch sein: Musizieren ist toll, aber eben nicht alles im Leben. Vielleicht gibt es momentan einfach wichtigeres für Dich. Das versucht Dir Dein innerer Schweinehund zu sagen.
Da sollten wir uns nämlich alle nichts vormachen: Es gibt ja immer einen guten Grund, warum wir etwas trotz „eigentlich schon wollen“ nicht machen.
Das kann
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Angst sein,
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Überforderung oder
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einfach die fehlende Perspektive.
Wenn der innere Schweinehund sein Veto einlegt, erfolgt das daher oft nicht ohne Grund.
Frage Dich daher auch, was er Dir wirklich sagen möchte.
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Verschiebst Du das Üben immer wieder, weil es Dich überfordert?
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Hast Du keine Lust auf Dein Musikinstrument, weil Dir ein tolles musikalisches Ziel fehlt?
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Bist Du unglücklich, weil Du bei einer bestimmten Übung feststeckst und Dir gefühlt niemand weiterhelfen kann?
Das können alles Gründe für einen überdurchschnittlich kommunikativen inneren Schweinehund sein.
Und ja: Die darfst Du durchaus ernst nehmen.
Ein starkes Team? Dein innerer Schweinehund & Du
Wenn wir an den inneren Schweinehund oder auch an den inneren Kritiker denken, dann meist im negativen Kontext.
Der metaphorische Nervbert im Kopf hält uns schließlich von unseren Zielen ab. Egal, ob im musikalischen oder in einem anderen Kontext.
Ich finde jedoch, dass ihm das schlechte Image per se einfach nicht gerecht wird. Denn die Botschaft kommt ja nicht grundlos bei Dir an.
Ja, in vielen Fällen schon. Keine Frage. Dann kannst Du ihn gerne austricksen.
Aber das ist nicht immer optimal.
Vielleicht ist Dein innerer Schweinehund nämlich die letzte Instanz, die Dich vor absoluter Überforderung schützt.
Womöglich hast Du in der Vergangenheit auch schlechte Erfahrungen in einem bestimmten Thema gemacht.
Der Nörgler möchte Dich mit seiner Aktivität dann quasi vor einer Wiederholung der Enttäuschung schützen. Kann definitiv sein!
Horche da also unbedingt in Dich hinein, was Dir Dein Schweinehund wirklich sagen möchte.
Das gilt übrigens auch für Deinen inneren Kritiker.
Sie gehen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, besonders gerne Hand in Hand.
Dein Innerer Schweinehund nervt? Das kannst Du jetzt tun
Probiere meine zwei Praxis-Tipps aus diesem Beitrag gerne aus, wenn Dein Schweinehund aktiv ist.
Etabliere also gute Gewohnheiten wie regelmäßiges Üben zur gleichen Zeit. Motivierende Ziele sind außerdem Gold wert.
Ebenfalls lohnt die Ignoranz durch Verpflichtung. Sie ist tatsächlich einer meiner liebsten Hacks. Gebe ich auch gerne zu. ;-)
Andererseits darfst Du – wenn nötig – das Gas vom Pedal nehmen. Manchmal hat das Schreien des Schweinehunds seine guten Gründe:
Pausen brauchen wir alle. Egal, ob Du Profi bist oder Anfänger*in in der Musik. Die Dosis macht das Gift. Auch dann, wenn Du etwas unglaublich gerne machst.
Du kommst wirklich gar nicht aus dem Quark?
In diesem Fall ist es hilfreich, Dir Unterstützung von außen zu holen.
Das kann professioneller Musikunterricht oder auch ein Coaching sein.
Abgesehen davon ist es manchmal einfach nur Gold wert, über bestimmte Dinge zu sprechen.
Wenn Du magst:
Welche Erfahrungen hast Du mit dem inneren Schweinehund gemacht? Schreib sie gerne in die Kommentare.
In jedem Fall wünsche ich Dir alles Gute und denk dran: Es ist ok.
Höhen und Tiefen gibt es überall.
Nicht nur in der Musik.
Alles Liebe Dir.
Manu
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